Maigewitter von Karl Philipp Conz

Maigewitter

Schwüles Gewölk zieht
Um die Berge hin; mit des Waldes Dunkel dort,
Wo durch den Forst
Niederstürzet der Steig,
Mischt es die Schatten.
Wie sich Heere rüsten zum Streit,
Rüsten die Wolken sich zur Schlacht.
Der Blitze Schlangen zucken schon röthlich weiß
Mit geflügelter Eile durch die Himmel dahin.
Fernher schallen schon Donner
Und der Berge Widerhall
Braust aus der Tiefe sie zürnend zurück;
Aber unter die Erde
Hingegossen liegt sie im Blüthenschmuck
Im Rausche der Liebe,
Frühlingsbegeistert,
Wie Semele
Erwartet freudig sie
Den donnerfrohen, den herrlichen, den olympischen Gott,
Und recket die Arm‘ aus
Nach dem Umschlingenden.

Karl Philipp Conz (1762-1827), deutscher Dichter, Schriftsteller und Gelehrter

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.