Aus gegebenem Anlass: Winterlandschaft von Christian Friedrich Hebbel (1813-1863)

Winterlandschaft

Unendlich dehnt sie sich, die weisse Fläche,
bis auf den letzten Hauch von Leben leer;
die muntern Pulse stocken längst, die Bäche,
es regt sich selbst der kalte Wind nicht mehr.

Der Rabe dort, im Berg von Schnee und Eise,
erstarrt und hungrig, gräbt sich tief hinab,
und gräbt er nicht heraus den Bissen Speise,
so gräbt er, glaub‘ ich, sich hinein ins Grab.

Die Sonne, einmal noch durch Wolken blitzend,
wirft einen letzten Blick auf’s öde Land,
doch, gähnend auf dem Thron des Lebens sitzend,
trotzt ihr der Tod im weissen Festgewand.

Christian Friedrich Hebbel (1813-1863)

Die Liebe gleichet dem April

Die Liebe gleichet dem April
Bald Frost, bald fröhliche Strahlen,
Bald Blüten im Herzen, in Thalen,
Bald stürmisch und bald still:
Bald heimliches Ringen und Sehnen,
Bald Wolken, Regen und Thränen,
Im ewigen Schwanken und Wähnen,
Wer weiß, was werden will.

Emanuel Geibel

Franz Emanuel August Geibel (* 17. Oktober 1815 in Lübeck; † 6. April 1884 ebenda) war ein deutscher Lyriker. Siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Emanuel_Geibel

Herr, deine Güte reicht, soweit der Himmel ist,

Herr, deine Güte reicht, soweit der Himmel ist, und deine Wahrheit, soweit die Wolken gehen.
Deine Gerechtigkeit steht wie die Berge Gottes und dein Recht wie eine große Tiefe. Herr, du hilfst Menschen und Vieh.
Wie teuer ist deine Güte, Gott, daß Menschenkinder unter dem Schatten deiner Flügel Zuflucht haben!
Sie werden trunken von den reichen Gütern deines Hauses, und du tränkest sie mit Wonne als mit einem Strom.
Denn bei dir ist die Quelle des Lebens, und in deinem Licht sehen wir das Licht.

(Psalm 36,6 ff)