Das Vorspiel

Eine Erinnerung aus meinem Mannheimer Studium:
Prof. Dr. Dr. h.c. Erwin Dichtl, einer der renommierten Mannheimer Marketing-Professoren und leider bereits verstorben, hielt seine Grundstudiumsvorlesung Marketing – anhand seines dtv-Buches „Der Weg zum Käufer“ – immer selbst und hatte dabei einige besondere Angewohnheiten. Eine davon war, dass er in der Adventszeit immer ein gemeinsames Weihnachtssingen im Rahmen einer Vorlesung veranstaltete.
Da Herr Dichtl mich aus dem Hochschulorchester kannte und dann unter den 600-700 Studierenden im A3 auch erkannt hatte, durfte ich diese Feier organisieren. Zum Glück fanden sich einige Mitstreiter und die Weihnachtslieder waren schnell einstudiert. Als dann allerdings der große Tag kam, gab Herr Dichtl mir direkt zu Beginn das Mikrofon in die Hand und sagte: „Leiten Sie das mal“.
Diese Ehre hatte ich natürlich nicht erwartet und vor so vielen Menschen auch noch nie gesprochen. Ich startete aber ganz tapfer und erläuterte unser Vorgehen: „Zuerst beginnen wir mit einem kleinen Vorspiel …“. Dieser erste Satz erntete bereits einen riesigen Lacherfolg, der mir ist zu einem viel späteren Zeitpunkt – als ich von Mitstudierenden einige Semester später wiedererkannt wurde – verständlich wurde. Denn für einen Musiker ist der Begriff Vorspiel oder Präludium ein ganz normaler. Die anderen Studierenden hatten aber wohl gänzlich andere Hintergedanken. Warum, darüber wage ich hier gar nicht zu philosophieren.
Auf jeden Fall wurde mir da zum ersten Mal bewußt, wie es ist, vor einigen hundert Menschen zu stehen und schon nach dem ersten Satz „ausgelacht“ zu werden, auch wenn es eher ein „anlachen“ war. Die ganze Aktion habe ich trotzdem irgendwie über die Bühne gebracht und mir geschworen, mich in Zukunft besser vor mir bekannten Professore zu verstecken.

P.S. Ich muss noch hinzufügen, dass zwei Jahre später diese Veranstaltung ein nicht ganz so gutes Ende nahm, da die mitgebrachten Kerzen – ich meine, dass es bei uns auch welche gegeben hatte – zu einem Feueralarm führten. Der nachfolgende Einsatz soll ca. 10.000 DM gekostet haben, die Herrn Dichtl als Verantwortlichen zur Last gelegt wurden. Hier zeigte sich aber, dass die Studierenden doch viel Interesse an derartigen Aktionen hatten, denn es wurde gesammelt und Herr Dichtl bekam jedenfalls einen Teil der Summe aus den Händen der Studierenden. Ich hoffe, meine Erinnerung trügt mich hier nicht.

Bahnfahrer 11.5.07

Ich muss heute noch von meinen Bahnerlebnissen von Freitag berichten. Ohne etwas Böses zu ahnen, ging ich Freitag gegen 16:15 zur S-Bahnhaltestelle Dortmund Universität. Dort hatte sich bereits eine große Menge von Studierenden und weiteren Mitreisenden eingefunden, um ihren Heimweg anzutreten. Um 16:19 sollte die S-Bahn eigentlich kommen, doch ungefähr zur selben Uhrzeit kam eine Durchsage, die darauf hinwies, dass ein umgefallener Baum verhindere, dass die S-Bahn käme und man bitte auf die Busverbindungen ausweichen solle. Es herrschten wirklich starke Windböen an diesem Tag, die ich allerdings bei der Arbeit im Gebäude noch nicht mitbekommen hatte.

Das ließ sich keiner zweimal sagen und so strömte die Menge zur nächsten Bushaltestelle. Dort fiel einem dann noch mal auf, wie viele Menschen in so eine S-Bahn gehen und wie wenige nur in einen Bus. Obwohl einige Mitreisende per Handy versuchten, sich abholen zu lassen, versuchten dann immer noch ca. 100 von ihnen in den nächsten Bus einzusteigen, was natürlich völlig unmöglich war.
Man kann nun darüber spekulieren, ob die Bahn bis zu diesem Zeitpunkt bereits den örtlichen Verkehrsbetrieben hätte Bescheid sagen müssen, damit diese einen oder mehrere Zusatzbusse hättenn einrichten können. Wirtschaftlich gesehen, ist das für die Verkehrsbetriebe sicherlich völlig uninteressant, wenn die Bahn ihnen dafür keine Entschädigung gibt. Ich habe aber keine Ahnung, ob es einen derartigen Ausgleich gibt. Ich selbst bin nicht in denn Bus gekommen und nachdem ich 20 Minuten später wieder auf dem Weg zur S-Bahn – eine andere Fahrmöglichkeit gab es für mich in dieser Zeit nicht – erneut eine große Menschenmenge aus dem S-Bahn „Schacht“ kommen sah, rief ich ein Taxi. 11 Euro hat mich die Fahrt zum Hauptbahnhof gekostet. Das ist mehr als die Hälfte meines (durch Bahncard) verbilligten Bahntickets.
Natürlich kann die Bahn für Wetterkapriolen nichts. Allerdings fragt man sich, ob nach den Erfahrungen von Kyril überhaupt noch Bäume so stehen dürften, dass sie den Bahnbetrieb gefährden oder auch nur behindern können?
Weiterhin frage ich mich, ob die Ansage am Bahnsteig nicht auch schon etwas früher und dann alle paar Minuten hätte kommen können oder war das Ereignis gerade erst geschehen?
Außerdem hätte die Ansage auch noch mehr Hinweise für Ausweichmöglichkeiten geben können. Vielleicht wäre es auch möglich gewesen, kurzfrisitig ein oder zwei Extrabusse einzusetzen. Ich wäre auch gerne bereit gewesen ein paar Euro dafür zu geben, da ich nun über die Taxikostenn ja noch sehr viel mehr bezahlt habe.
Mir fällt immer wieder auf, obwohl ich schon jahrelang Bahn fahre, verstehe ich die Organisation und Abfolge der Ereignisse immmer noch nicht ganz.