Worstseller

Wussten Sie, dass einige Verlage neben Bestsellerlisten auch Worstsellerlisten herausgeben.
„Worstseller sind die Bücher, die sich schlecht verkaufen und es doch verdienen.“ – so definiert es der Diognes Verlag. Der Verlag hätte diese Bücher ja wohl auch nicht veröffentlicht, wenn er sie nicht für würdig halten würde.

Bei faz.net findet man unter Worstseller 2006 mit dem Untertitel Gammelbuchskandal folgendes Zitat: „Das am schlechtesten verkaufte Buch aller Zeiten fand nur alle fünf Monate einen Abnehmer. Es dauerte 191 Jahre, bis das letzte Exemplar der ersten Auflage verkauft war.“. Unter den dort angeführten Worstsellern – literarischen Ladenhütern finden sich z.B. Vorsätzlich Herumlungern von Muriel Spark (6 verkaufte Exemplare 2006) oder Aufstand der Fischer von Anna Seghers (22 verkaufte Exemplare 2006). Auch Der Atem von Heinrich Mann gehört mit 39 verkauften Exemplaren dazu.

Sicherlich ist auch die Buchbranche insgesamt und natürlich insbesondere die Buchverkäufe stark von der Werbung abhängig. Ohne Werbung kann sogar das Buch eines oder einer weltberühmten Autorin in der Neuerscheinungsmasse sang- und klanglos verschwinden. Und da auch der Buchhandel immer mehr von einheitlichen Ketten mit kettenweiten Strategien dominiert wird, hilft es auch nur wenig, wenn einige Buchhändler dieses Exemplar herausgreifen und geeignet präsentieren.
Eine Worstsellerliste ist allerdings sicherlich eine gute Möglichkeit diese Bücher zu bewerben, wie Diogenes es vormacht. Dort finden sich in dieser Liste allerdings auch nur die berühmtesten Namen und keine Nonames, denen auch so nicht mehr zu helfen ist.

Bei amazon.de wird zu jedem Buch der Verkaufsrang angegeben. So findet man dort zu Margaret Millars Die Feindin, das in der Diogenes Worstseller 2005 Liste auf Platz 7 gelandet ist, die den Amazon.de Verkaufsrang: #393.759.
Stiller Trost von Margaret Millar hat immerhin den Rang #273.226
und „Liebe Mutter, es geht mir gut…“ sogar #40.675.
Frank O’Connors Meistererzählungen, die bei Diognes mit 3 verkauften Exemplaren in 2005 auf Platz 1 standen haben bei amazon.de immerhin Rang #166.941, also sehr viel besser als das Millar Buch.
Leider kann man aus diesen Rängen keine Verkaufszahlen herleiten, das wäre wirklich interessant.
Die Blütezeit der Miss Jean Brodie von Muriel Spark – bei Diogenes auf Platz 4 – erreicht folgenden Amazon.de Verkaufsrang: #263.247
Das Intercom-Komplott von Eric Ambler – bei Diogenes auf Platz 8 – erreicht folgenden Amazon.de Verkaufsrang: #403.554
Das Haus in der Turk Street und andere Detektivstories von Dashiell Hammett – bei Diogenes auf Platz 9 – erreicht folgenden Amazon.de Verkaufsrang: #227.846
Danach wäre nun also das Ambler Buch auf Platz 1.

Die Verkaufsränge gehen im übrigen bis über 500.000.
Ich werde mal nachfragen, ob man dort Einblick bekommt bzw. was die wirklichen Grenzen sind.